Simonswälder Archiv
Verabschiedung
Bereit für einen neuen Lebensabschnitt
Abschiedsfeier für den Simonswälder Bürgermeister Reinhold Scheer, der nach 24 Jahren und 5 Monaten im Amt in den Ruhestand geht.
SIMONSWALD. Nach 24 Jahren und fünf Monaten als Bürgermeister der Gemeinde Simonswald wurde Reinhold Scheer am Dienstagabend mit einer großen Feier im Foyer der Schule in den Ruhestand verabschiedet.
Nach einer schwungvollen musikalischen Einleitung durch die Trachtenkapelle Simonswald und den Musikverein Obersimonswald begrüßte Bürgermeisterstellvertreter Erwin Weis eine große Zahl geladener Gäste . Dann zitierte Weis Luther: "Wenn der Bürgermeister seine Pflicht tut, werden kaum vier da sein, die ihn mögen." – Die Anwesenden erbrächten hier jedoch den Beweis, dass dies im Fall von Reinhold Scheer nicht stimmen kann! Kommunalpolitik sei eine Kunst, mit Augenmaß und Leidenschaft die Gemeinde voranzubringen. Scheer habe es "vielen Bürgern Recht getan". 30 größere Projekte seien angedacht, geplant und realisiert worden, mit einem Investitionsvolumen von 17,5 Millionen Euro. 300 Gemeinderatssitzungen stehen zu Buche. Trotz eines angespannten finanziellen Rahmens habe Simonswald es unter Leitung von Bürgermeister Scheer geschafft, alle öffentlichen Gebäude zu sanieren und dabei sogar noch Schulden abzubauen. Hilfreich war dabei unter anderem Scheers Vermögen, immer wieder Zuschussquellen anzuzapfen – so dass 35 Prozent der Investitionen mit Hilfe von außen finanziert werden konnten.
Weis dankte im Namen des Gemeinderates für die vertrauensvolle Zusammenarbeit und Scheers Einsatz für Simonswald. Dankbarkeit äußerte er auch über die Verlängerung von Scheers Amtszeit nach dem gesundheitsbedingten Rückzug seines ersten gewählten Nachfolgers. Für die Zukunft galten dem jetzigen Bürgermeister a.D. herzliche Glück- und Gesundheitswünsche, ehe ihm ein Geldbetrag überreicht wurde.
Nach einem Musikstück vom Akkordeonclub Simonswald hielt Landrat Hanno Hurth eine Abschiedsrede. Er betonte, dass Reinhold Scheer die Gemeinde Simonswald "erfolgreich geführt und maßgeblich geprägt" hat. Mit 7431 Hektar sei Simonswald eine der größten Flächengemeinden im Landkreis, geprägt von Land- und Forstwirtschaft und Tourismus, aber ohne größere Gewerbesteuereinnahmen. Trotzdem sei es gelungen, das Freibad zu sanieren, die Wasserversorgung zu verbessern, Kinderbetreuung auszubauen und die Einwohnerzahl stabil zu halten. "Das ist nicht selbstverständlich." Über Simonswald hinaus habe Scheer das
Hannelore Reinbold-Mench, Freiamt, überbrachte Grüße des Gemeindetags Baden-Württemberg, in den Scheer, ebenso wie im Bürgermeistersprengel und auf Kreisebene, immer wieder die "Fragen des echten ländlichen Raums" eingebracht habe. Seit 1997 war Scheer im Tourismusausschuss des Gemeindetags aktiv und seit der Gründungsversammlung des Naturparkvereins, 1999, dort im Vorstand. In diesem Gremium habe er mitgeholfen, die Region weiterzuentwickeln und dabei zugleich deren Identität zu bewahren.
Die Pfarrer Therese Wagner und Jens Fehrenbacher sprachen Gottes Segen aus. Wagner verband ihre Worte mit dem Sinnbild "Die Koffer sind gepackt". Jetzt könne die Reise beginnen "in eine neue Gedankenwelt". Fehrenbacher erinnerte sich daran, wie Scheer als kreativer Kopf stets seine Standpunkte und Werte in die Diskussion eingebracht und mit vielen klugen Fragen so manches scheinbar ausgereifte Konzept "wieder ins Wackeln gebracht" habe. In kirchlichen Belangen habe Scheer immer wieder unterstützend durch sein "Mitleben als Christ" gewirkt.
Schulleiter Aldo Milesi gab Scheer für die Unterstützung, Begleitung und Förderung der Schule die Note "sehr gut". Die drei Kinder Konstantin, Matthis und Nevio stellten eine im Kunstprojekt für Bürgermeister Scheer gebaute Figur vor, die Milesi später noch umfänglich hinsichtlich ihrer Bedeutungsinhalte erläuterte. Beeindruckt zeigte Milesi sich auch von Scheers Arbeitsethos und seinem oft gesagten Satz: "Ich darf hier arbeiten!".
Dank für den Zuspruch für jeden Verein
Scheers Nachfolger Stephan Schonefeld bezeichnete den Abend als "Einschnitt in unser beider Leben". Er könne den Blick nicht nach vorn richten, ohne wertschätzend auf Scheers Lebensleistung für Simonswald zurückzublicken. Schonefeld dankte Scheer für die kompetente Unterstützung beim Einarbeiten in die umfangreichen Akten "und die Geschichten hinter den Akten".
Im Namen aller Vereine sprach Heinrich Kaltenbach (DRK-Vorsitzender) den Dank für die "Treue und den Zuspruch für jeden Verein" aus. Er habe sie oft besucht – außer am Freitag, dem festen Termin fürs Tanzen mit der Gattin. Wegen dieser Leidenschaft zum Tanz übergaben die Vereine ihm einen Gutschein für eine Städtereise nach Wien mit Besuch der WM im lateinamerikanischen Tanz. Darüber freute sich das Ehepaar Scheer sehr.
Für Freude sorgte aber auch das Geschenk der Rathausmitarbeiter, dessen Übergabe Worte von Michael Disch, Steueramt, einleiteten: Er hatte seine Erinnerungen in Reime gefasst, die unter anderem verrieten, wie Scheer immer die Kosten für Heizung, Warmwasser und Licht im Blick behielt (Ähnliches hatte auch Aldo Milesi erwähnt). Er erinnerte sich an die jährlichen Betriebsausflüge und den täglichen Morgengruß per Hand bei jedem Mitarbeiter, und natürlich auch an die Oster- und Nikolausüberraschungen. Disch erwähnte, dass zu Beginn von Scheers Amtszeit 27 Mitarbeiter in der Ortsverwaltung tätig waren, 58 wurden im Laufe der Jahre neu eingestellt, am Ende gibt es 34 Mitarbeiter. Die Mitarbeiter übergaben Scheer einen Gutschein für eine Schnuppermitgliedschaft im Golfclub, mit Einzeltraining und Essensgutschein. Zur Ausrüstung fuhr man einen Golftrolley mit Golfschlägern herbei, die Scheer auf einer kleinen, hereingetragenen Bahn gleich ausprobieren musste.
Die Bürgermeister des Elztals überreichten einen weiteren Reisegutschein, nachdem sie Scheers Engagement für die Raumschaft, den Zweitälerland-Tourismus und den St.-Nikolai-Spitalfonds gewürdigt hatten. Im letzteren war Scheer 24 Jahre lang aktiv. Roland Tibi, Elzach, erinnerte an Scheers Amtsantritt: Damals hätten die Bürgermeister Josef Allgeier, Michael Heitz, Harald Schomas, Richard Leibinger und Clemens Bieniger gratuliert. "Schau uns junge Burschen an", witzelte Tibi mit Verweis auf die heutigen Bürgermeister: "Mit dir verabschieden wir heute das letzte Bürgermeister-Urgestein im Elztal". Gütenbachs Bürgermeister Rolf Breisacher schloss sich den Glückwünschen an und überreichte ein Selbstbau-Rathaus der Modellbaufirma Faller.
Die Bürgermeister des Elztals überreichten einen weiteren Reisegutschein, nachdem sie Scheers Engagement für die Raumschaft, den Zweitälerland-Tourismus und den St.-Nikolai-Spitalfonds gewürdigt hatten. Im letzteren war Scheer 24 Jahre lang aktiv. Roland Tibi, Elzach, erinnerte an Scheers Amtsantritt: Damals hätten die Bürgermeister Josef Allgeier, Michael Heitz, Harald Schomas, Richard Leibinger und Clemens Bieniger gratuliert. "Schau uns junge Burschen an", witzelte Tibi mit Verweis auf die heutigen Bürgermeister: "Mit dir verabschieden wir heute das letzte Bürgermeister-Urgestein im Elztal". Gütenbachs Bürgermeister Rolf Breisacher schloss sich den Glückwünschen an und überreichte ein Selbstbau-Rathaus der Modellbaufirma Faller.
Nach einer musikalischen Einlage des Musik- und Gesangvereins Eintracht Simonswald trat Reinhold Scheer für seine Abschiedsworte ans Pult. Er dankte allen, die sich in Simonswald zum Wohle der Mitmenschen und für die dörfliche Gemeinschaft einsetzen. Gemeinsam habe man Simonswald lebens- und liebenswert gemacht. "Wir konnten viel erreichen." Jedem einzelnen Redner widmete er ein paar Worte und dankte für die guten Zukunftswünsche. Seinem Nachfolger wünschte er einen guten Start und sagte ihm Unterstützung zu: "Wenn Du mich brauchst", dann schwinge er sich aufs Rad und kaufe auf dem Weg zum Rathaus noch Kuchen. Gemeinsam mit seiner Frau freue er sich nun aber vor allem auf eine "neue Zeit", aber er betonte zugleich: "Der Simonswälder Bevölkerung wünsche ich eine gute Zukunft – wir bleiben ein Teil davon."
Veröffentlicht in der gedruckten Ausgabe der Badischen Zeitung.
von: Karin Heiß und Sylvia Sredniawa